Bei einem Geschäftsessen sollte es zwar ungezwungen zugehen, doch jeder Teilnehmer steht unter permanenter Beobachtung. Es ist also sinnvoll, mit dem Knigge für geschäftliche Termine vertraut zu sein. Er macht einen mit grundlegenden Verhaltensregeln bekannt und hilft, peinliche Fettnäpfchen zu umgehen. Fürs Geschäftsessen ist angemessene Kleidung ebenso wichtig wie die Tischordnung oder der Preis für das gewählte Gericht. Kleidung und Location hängen auch von der Zusammensetzung der Runde ab. Vor allem mit Geschäftspartnern darf ein Essen zwar locker, aber niemals zu privat werden.
Stilvoll gekleidet ohne Übertreibung
Beim Geschäftsessen möchte man dauerhaft guten Eindruck hinterlassen, ohne zu steif zu wirken. Für den Termin tagsüber eignen sich Hosenanzug, Etuikleid mit Blazer, Kostüm oder ein knielanger Rock mit Bluse und passender Jacke. Für das abendliche Geschäftsessen wird Abendgarderobe nur dann getragen, wenn der Gastgeber ausdrücklich darum bittet. Auch dann können Frauen einen eleganten Hosenanzug, beispielsweise mit Perlenkette kombiniert, tragen. Möchte Frau keine Pumps tragen, sind auch Ballerinas angebracht. Herren können statt Anzug das Sakko und eine passende Hose wählen. An heißen Tagen darauf man auch auf die Krawatte verzichten. Herren behalten bei Tisch ihre Jacketts an. Erotische Signale wie tiefe Ausschnitte und transparente Blusen müssen die Damen unbedingt vermeiden.
Wohin mit dem Gast?
Firmen haben häufig mehrere Lokale, die für das Essen mit Geschäftspartnern infrage kommen. Ein sehr nobles Restaurant sollte man ausschließen, denn die Teilnehmer könnten sich hier unwohl fühlen. Ein gehobenes italienisches Restaurant mit gutem Ruf ist perfekt. Unpünktlichkeit ist bei einer Einladung extrem unhöflich. Nur bei Cocktailpartys und Firmenfesten darf man sich etwas verspäten. Es gibt auch Einladungen, zu denen man auf die Minute pünktlich erscheinen muss. Dann ist auf den Einladungskarten das Kürzel s. t. (sine tempore) vermerkt. Auch zum Aufbruch gibt der Chef das Kommando. Die Gäste holen erst die Mäntel, nachdem er um die Rechnung gebeten und er bzw. jeder für sich bezahlt hat. Die Bezahlung sollte zu Beginn offen kommuniziert werden. Diskussionen darüber sollte man vermeiden. In der Regel gilt jedoch: Wer zum Essen gehen auffordert oder einlädt, zahlt auch die Rechnung.
Keine Angst vor Hummer
Auch bei Tisch ist es wichtig, den Gast nicht in eine unsichere Situation zu bringen. Idealerweise schlägt der Gastgeber ein Gericht vor, so erspart er den Eingeladenen die falsche, zu teure Speisenwahl. Mit dem Essen wartet man, bis alle ihre Teller vor sich stehen haben. Bereits bei Kleinigkeiten offenbart man seine Kenntnisse über Tischmanieren. Stolperfallen lauern überall: Suppe, Hummer, ja selbst das Brot zur Vorspeise muss auf die richtige Art und Weise verzehrt werden. Suppen darf man nicht schlürfen oder zum Abkühlen hineinblasen. Brot in dieselbe zu tunken ist ebenso tabu wie den Löffel nur mit der Spitze zum Mund zu führen. Der letzte Rest in der Suppentasse wird niemals ausgetrunken. Am Buffet wird nicht gedrängelt, egal, wie verlockend die Speisen sind. Genauso abstoßend wirkt ein bis zum Rand beladener Teller. Es ist nichts dagegen einzuwenden, einen Nachschlag zu holen. Der Hummer ist bei den meisten gefürchtet, weil man so viel falsch machen kann. Die Scheren darf man zum Essen in die Hand nehmen. Ihr Fleisch zieht man mit den Zacken der Hummergabel heraus. Alles Übrige isst man mit Messer und Gabel des Menübestecks. Im dazu gereichten Zitronenwasser kann man die Finger reinigen.
Beim Smalltalk am Tisch ist darauf zu achten, dass keine andere Menschen, insbesondere Kollegen, zum Thema gemacht werden. Die angesprochenen Inhalte müssen positiv, verbindend und freundlich sein. Auch kleine Anekdoten sind erlaubt. Witze unter der Gürtellinie sind ebenso unangebracht wie Alkohol tagsüber (Ausnahmen: in manchen Ländern ist dies üblich und angebracht). Mit Wasser liegt man immer richtig.
Business-Kleidung, geputzte Zähne und gepflegtes Haar sollten ebenso selbstverständlich sein wie dezentes Make-up, wenig Parfüm, saubere Fingernägel und geputzte Schuhe. Nachlässigkeiten hinterlassen einen unangenehmen Eindruck. Weil es keine zweite Chance für den ersten Eindruck gibt, sollte man sich speziell aufs Geschäftsessen gut vorbereiten.